ZEIT für die Wissenschaft
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Dienstag, 24. Juli 2007
Onlinejournalismus
Christoph Drösser, Redakteur im Wissenschaftsressort der Wochenzeitung Die ZEIT, war anlässlich der Vortragsreihe Wissenschaftsjournalismus in Dieburg zu Gast. Sein Thema: „Wo sind sie geblieben? Auf der Suche nach den besten Wissenschaftsgeschichten“. Es berichten Chedia Miled und Steffi Preisser.
Überregionale Tageszeitungen wie die Süddeutsche Zeitung oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung bieten ihren Lesern täglich Wissenschaft. Die ZEIT hingegen, als Wochenzeitung, nur einmal alle sieben Tage. Jeden Donnerstag ist die Hamburger Lektüre mit 4,75 Netto-Seiten Wissen gefüllt. Wie schafft es die ZEIT, wöchentlich knapp 500 000 Leser mit dem Thema Wissenschaft zu überzeugen? Für Drösser, ehemals Chefredakteur des Magazins ZEIT Wissen, sind die Faktoren Aktualität, Relevanz und Originalität ganz wichtig, aber daneben auch „die Leidenschaft des Autors“.
Als Wochenzeitung müsse die ZEIT „eine spezifische Form der Aktualität“. bedienen. Nachrichten der Deutschen Presse Agentur (dpa) etwa laufen meist schon in der Tagespresse, und aktuelle Veröffentlichungen des Fachblattes Nature sind für die ZEIT oft auch schon „verbrannt“. Denn Nature erscheint donnerstags, also zeitgleich mit dem Hamburger Magazin, und Vorveröffentlichungen sind ausgeschlossen, da Nature ein strenges Embargo verhängt. Deswegen müssen die Redakteure im Ressort Wissen „das richtige Fingerspitzengefühl“ für ihre Themen haben, um wöchentlich aktuell zu sein. Inspirationsquellen für Geschichten können beispielsweise Pressemeldungen sein, wie sie etwa der Informationsdienst Wissenschaft (idw) verbreitet.
Dabei gilt: „Je mehr Relevanz desto besser“. Sowohl gesellschaftliche als auch politische und wirtschaftliche Ereignisse spielen im Wissensteil der ZEIT eine entscheidende Rolle, etwa die Debatte um die Stammzellforschung. „ZEIT-Leser sind anspruchsvoll“, so Drösser. Sie erwarten Orientierung, gut recherchierte und spannende Texte. Für die Themenauswahl investiert das Ressort viel Zeit und Mühe.
Und wie ist es mit der Leidenschaft? Ist der Autor Feuer und Flamme für sein Thema, dann komme sein Text bei den Redakteuren und auch beim Leser besser an als reine Routinearbeit, so Drösser. Dabei ist das Themenspektrum breit. Der Wissensdurst der Leser wird vor allem mit den Bereichen aus den Naturwissenschaften und der Medizin gelöscht. Aber auch Umwelt-, Technik- und Psychologiethemen tummeln sich auf den sechs bis acht Druckseiten, wobei die Geisteswissenschaften sich rar machen. Wie in der deutschen Presselandschaft üblich, werden diese eher im Feuilleton gespielt.
Um also als Wochenzeitung mit der tagesaktuellen Presse konkurrieren zu können, stehen Abwechslung, Vielseitigkeit und gut geschriebene Geschichten hoch im Kurs bei den Machern des Hamburger Blatts. Die Redakteure des Ressort „Wissen“ seien laut Drösser immer auf der Suche nach guten Autoren, die einen besonderen Dreh für ein Thema finden und einen eigenen Stil pflegen.