Wikis im Journalismus: Werkzeug mit Potenzial
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Samstag, 10. September 2011
Onlinejournalismus
Wie nutzen deutsche Zeitungsredaktionen Wikis? Dieser Frage ging Florian Siebeck in seiner jetzt veröffentlichten Diplomarbeit im Studiengang Onlinejournalismus nach. Immerhin 23 Prozent der 150 befragten Redaktionen gaben an, Wikis einzusetzen. Die Bandbreite ist dabei relativ groß: Während einzelne Häuser wie etwas die Hannoversche Allgemeine Zeitung oder die taz redaktionsinterne Wikis für die tägliche Themenplanung nicht mehr missen möchten, fristet das Instrument in anderen Redaktionen eher ein Schattendasein – oder wird lediglich von den Onlinern genutzt. Ein zweites Einsatzgebiet für Wikis sind Regiowikis, in denen Leser Wissen über die Region zusammentragen können. Fünf Prozent der befragten Redaktionen betreiben ein solches offenes Wiki. Florian Siebeck analysiert auch, warum einzelne Experimente mit Wikis im Journalismus nicht erfolgreich waren, etwa der editierbare Leitartikel der Los Angeles Times. Unter dem Strich bleibt ein positives Fazit: Es gibt eine Menge Potenziale für Wikis im innerredaktionellen Einsatz, aber auch in der Kommunikation mit Nutzern. Konstatieren lässt sich allerdings auch Aufklärungsbedarf. So reagierten mehrere der von Florian Siebeck befragten Redaktionen schon beim Schlagwort Wiki abwehrend: Nein, mit Wikileaks wolle man nichts tun haben; Wikipedia als Quelle komme gar nicht in Frage. „Der erste Schritt muss (…) sein, dass alle Journalisten die Unterschiede kennen zwischen Wikis, Wikipedia, Wikimedia, MediaWiki oder Wikileaks“, schlussfolgert der Autor. Und: „Ein Wiki ist wie ein Garten: Fehlt der Gärtner, wuchert Unkraut. Je mehr Menschen die Beete bestellen, umso größer fällt die Ernte aus. Am Anfang mag die Arbeit mühselig sein – aber sobald sie erste Früchte trägt, hat sich der Mehraufwand gelohnt.“
Die Diplomarbeit mit dem Titel „Das Wiki-Prinzip. Kollaborative Wissenskonstruktion im journalistischen Umfeld“ ist hier in einer nach der Abgabe noch einmal aktualisierten Fassung dokumentiert.