Plötzlich ist alles anders. Geschichte einer Diplomarbeit.
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Montag, 6. Februar 2012
Onlinejournalismus
Es gibt Geschichten, die sind so furchtbar, dass sie dem Journalisten, der sie erzählt, alles abverlangen, was er je gelernt hat. Julia Krause aus Gießen hat an der Hochschule Darmstadt Online-Journalismus studiert und sich für ihre Diplomarbeit einer solchen Geschichte angenommen. Sie handelt von Nico. Der 21-Jährige verlor bei einem Verkehrsunfall zwei Freunde und wurde selbst schwer verletzt. Seitdem hat sich sein Leben komplett verändert.
Nico kämpft mit den Erinnerungen an den Unfall, mit Trauer und den Folgen seiner Verletzungen. Julia erzählt seine Geschichte in einer Reportage, der sie den Titel »Plötzlich ist alles anders« gegeben hat. Der Film ist 20 Minuten lang und macht den Zuschauer sprachlos.
Weshalb sich Julia für diese Geschichte entschieden hat? »Ich habe festgestellt, dass man heute gar nicht mehr so geschockt ist, wenn man Bilder von Unfällen sieht, weil man sie so oft sieht und weil man nicht persönlich betroffen ist. Ich wollte von einem Einzelschicksal erzählen, näher rangehen, um die Leute zu berühren und sie für dieses Thema zu sensibilisieren.«
Das Thema sind Verkehrsunfälle, die schnell passieren, und schlimme Konsequenzen haben können. So wie bei den beiden Freunden von Nico, die mit ihm im Wagen saßen, und den Unfall nicht überlebten.
Die Entscheidung, von den Folgen dieses Unfalls zu berichten, traf Julia nicht leichtfertig: »Natürlich habe ich mir vorher viele Gedanken gemacht, ob ich diese Geschichte wirklich machen soll, wie das für Nico werden würde, und was für Folgen es für ihn haben könnte, wenn der Film ausgestrahlt wird.“ Nico wollte den Film aber gerne machen. Er erhoffte sich davon, dass es ihm helfen würde, das Erlebte zu verarbeiten.
Von Nicos Schicksalsschlag erfuhr Julia durch ihren Vater, der mit Nicos Vater zusammenarbeitet. Nico und Julia haben sich sehr oft getroffen und viele Stunden über das Geschehene gesprochen. Julia erzählt: »Am Anfang war ich selbst auch sehr betroffen. Deshalb war es gut, dass ich die Geschichte immer wieder gehört habe. So konnte ich wieder Abstand gewinnen. Der war nötig, um die Sache journalistisch bearbeiten zu können.«
Für die Darstellung in einer Reportage entschied sich die 24-jährige Julia, weil sie schon während ihres Studiums viel Erfahrung in diesem Bereich gesammelt hatte. »Ich habe meine Berufspraktische Phase beim SWR in Baden-Baden absolviert und dabei meine Begeisterung für das Fernsehen entdeckt. Seitdem arbeite ich als freie Mitarbeiterin für den SWR und möchte auch jetzt, nach Ende des Studiums, gerne in diesem Bereich arbeiten. Da lag es nahe, für meine Diplomarbeit einen Film zu produzieren.«
Technische Unterstützung erhielt Julia durch drei befreundete Kameraleute. An zwei Drehtagen filmte das Team knapp 210 Gigabyte Rohmaterial. Für den Schnitt brauchte Julia mehrere Wochen. »Diese Mengen an Material zu sortieren war wirklich schwer, ich habe immer wieder daran gearbeitet«, erinnert sich Julia. Der Abgabetermin für die Diplomarbeit setzte der Feilerei ein Ende. Der Lohn für die Mühen war ein „Sehr gut“. Betreut hat die Arbeit Prof. Dr. Friederike Herrmann.
Nun möchte Julia den Film gerne ausstrahlen lassen und wird ihn verschiedenen Redaktionen anbieten. Sobald ein Sendetermin steht, werden wir ihn an dieser Stelle veröffentlichen. Der Trailer steht bereits online.
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