OJ-Absolventenstudie 2008
Schnell im Beruf und zufrieden mit ihrer Arbeit
Sie arbeiten zu 42 Prozent im Journalismus, zu 34 Prozent in der PR und zu 21 Prozent in anderen Berufen, verdienen überwiegend zwischen 500 und 2.500 Euro netto, sind fast alle mit ihrem Job „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ (91 Prozent) – und sie würden sich zu 73 Prozent wieder für den Studiengang Online-Journalismus entscheiden.
Die Rede ist von den 101 Absolventinnen und Absolventen, die bis Juli 2007 den Studiengang Online-Journalismus an der Hochschule Darmstadt erfolgreich abgeschlossen haben und die wir zwischen 12. Januar und 12. Februar 2008 befragt haben. Sie haben uns Informationen zu ihrem Berufsleben und Einschätzungen zu Studieninhalten gegeben.
Niedrige Abbrecherquote
Der Studiengang hat seit 2005 in jedem Jahrgang zwischen 30 und 40 Absolventen entlassen – bei einer Aufnahmezahl von ca. 40 pro Jahr. Die Abbrecherquote gehört zu den niedrigsten an der Hochschule Darmstadt. Nachdem im Juli 2007 die Marke 100 überschritten war, haben wir uns entschlossen, im Wintersemester 2007/08 in einer ersten Studie den Berufswegen und Erfahrungen unserer Absolventen nachzuspüren.
Die Studie war in eine Lehrveranstaltung eingebunden und verknüpfte qualitative Bausteine (Workshops, Gruppendiskussion, mündliche Interviews mit Absolventen) mit einer quantitativen Online-Befragung (Vollerhebung), an der sich 83 Absolventen beteiligten (82 Prozent).
Die wesentlichen Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst werden.
42 Prozent im Journalismus, 34 Prozent in der PR
42 Prozent arbeiten nach eigenen Angaben im Journalismus (35), 34 Prozent in der PR (28) und 21 Prozent in anderen Branchen (17). Zwei Absolventen studieren ausschließlich, einer studiert und hat einen Teilzeit-Job. Die Journalisten arbeiten überwiegend für ein Online-Angebot („Muttermedien“ sind z.B. öffentlich-rechtliche Sender oder Zeitschriften, vgl. die Beispiele auf dieser Seite unten). Die PR-Fachleute sind meist in PR-Agenturen oder in PR-Abteilungen von Unternehmen tätig.
Gut die Hälfte der Absolventen arbeitet im Rhein-Main-Gebiet, allerdings nur 15 Prozent in Darmstadt/Dieburg und Umgebung. Ein Drittel ist in anderen Regionen Deutschlands tätig – vor allem in den Bundesländern Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Im Ausland arbeiten oder studieren zum Zeitpunkt der Befragung acht Absolventen (zehn Prozent) – sechs weitere haben nach Studienende im Ausland gearbeitet, sind aber inzwischen wieder zurück in Deutschland.
Schnell im Beruf – entgegen dem Trend im Journalismus
Die Zusage für die erste Stelle nach dem Studium hatten 37 Prozent noch während des Studiums, 26 Prozent bekamen die Zusage bis zu zwei Monate nach dem Abschluss und 20 Prozent nach einem halben Jahr. Im Vergleich mit allen Studiengängen an Fachhochschulen in Deutschland (HIS-Studie) liegen die OJ-Absolventen etwa um 20 Prozent über dem Schnitt: Sechs Monate nach Studienabschluss zum Beispiel finden gut 60 Prozent der FH-Absolventen eine Stelle – bei den Online-Journalisten sind es 83 Prozent.
Dies widerspricht massiv dem Branchentrend: „Berufseinsteiger müssen sich oft jahrelang mit unbezahlten Praktika und freier Mitarbeit durchkämpfen, um bei künftigen Arbeitgebern einen Fuß in die Tür zu bekommen“, schreibt das Dortmunder Journalistik-Journal (Ausgabe 1/2008) über die Situation im Journalismus.
70 Prozent der OJ-Absolventen arbeiten noch beim ersten Arbeitgeber nach dem Studium. Die Bezeichnungen für die Arbeitspositionen sind bunt gemischt. Am häufigsten kommen „Fester Freier Redakteur“ (15) und „Fest angestellter Redakteur“ (14) vor – gefolgt von „Volontär/Trainee“ (13) und „PR-Referent/Pressereferent“ (8). Einige Absolventen haben sich selbständig gemacht – zum Beispiel mit einer eigenen PR-Agentur. Im Journalismus und in den Public Relations ist es der Normalfall, dass Anfänger nach Studienende zuerst ein Praktikum, ein Volontariat oder eine Trainee-Stelle durchlaufen. Bei den OJ-Absolventen ist dies nur bei etwa einem Viertel der Fall.
Studiengang Online-Journalismus wichtiges Einstellungskriterium
Als wichtige Einstellungskriterien für den ersten Arbeitsplatz nach dem Studium gelten bei den Absolventen ein abgeschlossenes Studium, Praxiserfahrung und Erfahrung mit Projektarbeit. Für die Journalismus-Branche überraschend ist, dass 65 Prozent der Absolventen angeben, der Studiengang Online-Journalismus sei ein sehr wichtiges (15) oder ein wichtiges Kriterium (38) gewesen. Nur acht Absolventen meinen, das sei unwichtig gewesen. Damit liegt der Studiengang im Schnitt noch vor der Praxiserfahrung beim jeweiligen Arbeitgeber.
Fast alle sind zufrieden mit ihrer Stelle
Die große Mehrheit der Absolventen (91 Prozent) ist mit ihrer aktuellen Stelle „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Dabei sind Journalisten und PR-Fachleute in etwa gleich zufrieden. Nur ein Absolvent gab an, er sei unzufrieden.
Das monatliche Nettoeinkommen der Absolventen liegt im Bereich von 500 bis 2.500 Euro (einer liegt darunter und sechs darüber). Allerdings wurde hier nicht zwischen Teilzeit- und Vollzeitstellen unterschieden. Das Einkommen eines Absolventen, der journalistisch tätig ist, liegt im Schnitt minimal über dem eines Absolventen, der in der PR arbeitet. Im Vergleich mit den Online-Journalisten in Deutschland (vgl. Weischenberg/Malik/Scholl, 2006: 263) liegen die OJ-Absolventen nur leicht unter dem Schnitt. Das ist erstaunlich, weil in die allgemeine Journalistenstudie ja auch das Gehalt langjähriger Journalisten und Redaktionsleiter einfließt – und die OJ-Absolventen erst sehr kurz im Job sind.
Bewertung des Studiengangs und der Studieninhalte
Für den Studiengang Online-Journalismus an der Hochschule Darmstadt würden sich 73 Prozent der befragten Absolventen wieder entscheiden. Acht Prozent würden einen Journalismus-Studiengang an einer anderen Hochschule bevorzugen, während 18 Prozent ein anderes Fach studieren würden.
Die Studieninhalte und Lernziele werden von den Absolventen im Rückblick unterschiedlich bewertet. In allen Berufsfeldern spielen folgende Bereiche eine wichtige Rolle: Textwerkstatt, Teamarbeit, Projekte, Mediengestaltung, Recherchetraining, Web 2.0 und Projektmanagement. Bei den Journalisten kommen hinzu: Video, Medienrecht, Audio und Redaktionsmanagement. Bei den PR-Fachleuten: PR allgemein, Online-PR, Marketing und Fremdsprachen. Alle anderen Lerngebiete – vor allem das Sachwissen in den Ressorts Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Sport – finden zwar vereinzelt hohe Zustimmung, spielen im Schnitt aber nur eine untergeordnete Rolle.
Die Antworten zeigen, dass die Kompetenzen von Journalisten und PR-Fachleuten bei allen Übereinstimmungen in grundlegenden Kompetenzen bei bestimmten Punkten weit auseinander liegen. Die Aufteilung nach Schwerpunkten im Laufe des Studiums hat sich deshalb als sinnvoll erwiesen.
Positive Prognose für das Berufsfeld
Die Zukunft für Online-Journalisten wird von den Absolventen weitgehend als positiv beschrieben – sowohl was den Trend im Allgemeinen als auch was die Entwicklung in den jeweiligen Abteilungen betrifft, in denen die Absolventen arbeiten. Der Aussage „Der Bedarf an Online-Journalisten wird in den nächsten Jahren zunehmen“ stimmten 87 Prozent der Befragten zu. Der Aussage „Der Bedarf an PR-Fachleuten mit Schwerpunkt Online-PR wird in den nächsten Jahren zunehmen“ schließen sich 78 Prozent der Befragten an.
Die Zukunftsfrage wurde mit Fragen zur Entwicklung der Mitarbeiterzahl konkretisiert: In den Abteilungen von 62 Prozent der Befragten hat die Mitarbeiterzahl in den letzten zwei Jahren „stark zugenommen“ oder „leicht zugenommen“. 31 Prozent beantworteten die Frage mit „gleich geblieben“. In den nächsten fünf Jahren soll die Mitarbeiterzahl in den Abteilungen der Befragten meist zunehmen. Zwölf Prozent sagen, sie wird „stark zunehmen“, 52 Prozent sind der Meinung, sie wird „leicht zunehmen“ – nur vier Prozent meinen, sie wird „leicht abnehmen“.
Beispiele: Wo die Absolventen arbeiten / gearbeitet haben
Journalismus:
- öffentlich-rechtliche:
- Hessischer Rundfunk (zurzeit drei Absolventen)
- ZDF, Bayerischer Rundfunk, NDR, ARD.de (vgl. z.B. www.websehen.net)
- privatwirtschaftlicher Rundfunk:
- Radio FFH
- Pro Sieben
- Focus TV
- Tageszeitung:
- FAZ.NET
- Frankfurter Rundschau
- Wiesbadener Kurier
- Zeitschrift:
- Brigitte
- Playboy
- aktuellASIA
- reine Online-Anbieter:
- t-online.de (mehrere Absolventen)
- www.spox.com
Public Relations:
- Agenturen:
- wir3.0
- pixelpark
- Achtung! Kommunikation
- fishermen
- fischerAppelt
- Unternehmen:
- Randstad
- BASF
- Lufthansa
- Verbände:
- Deutscher Entwicklungsdienst
- BUND Jugend
- Unternehmerverband Südhessen