Wenn im Hörsaal ein zehn-Euro-Schein brennt: Vortrag über WDR-Radio
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Freitag, 26. Mai 2006
Onlinejournalismus
Die Vortragsreihe „Berufsfeld Wissenschaftsjournalismus“ zeigt, dass es viele Möglichkeiten der Wissensvermittlung gibt. Bei P.M. lautet die Zauberformel mitunter „Sex sells“. Galileo folgt dem Motto „Emotion ist the key“. Die dpa hingegen steht für „unabhängige, zuverlässige, aktuelle und umfassende Nachrichten“. – Wissenschaftsjournalismus ist nicht gleich Wissenschaftsjournalismus. So zeigte uns Joachim Hecker vom Radiosender WDR 5 diesmal, dass Wissen unterhalten und gleichzeitig auf angemessenem Niveau informieren kann. Simone Müller berichtet.
Joachim Hecker ist Redakteur bei „Leonardo – Wissenschaft und mehr“, dem größten Wissensmagazin im deutschen Radio. Rund 55 Minuten berichtet die Sendung täglich um 16.05 Uhr über Themen aus Medizin, Naturwissenschaften, Psychologie, Astronomie und Technik. Das Selbstverständnis des Programms lässt sich leicht erklären: „Wir sind kein Fachmagazin, sondern ein Sachmagazin für interessierte Laien“, sagt Hecker. Wer „Hard-Core-Beiträge“ hören wolle, wende sich an die Konkurrenz „Forschung aktuell“ des Deutschlandfunks. Dennoch vermittelt man auch bei „Leonardo“ komplizierte physikalische Zusammenhänge.
Mit Sherlock Holmes und Dr. Watson
Wie erklärt ein Radiomagazin Bäckermeister Müller von nebenan komplizierte Wissenschaft? – „Leonardo“ bastelt dazu Geschichten um die Schwerpunkte einer Sendung herum. Um beispielsweise die Dunkle Materie zu erklären, schickten die Autoren Sherlock Holmes und Dr. Watson auf eine Reise zu Wissenschaftlern in die italienischen Alpen. Der Zuhörer begleitet sie Schritt für Schritt. „Solche Geschichten benötigen zwar viel mehr Zeit, dafür bleibt aber auch beim Zuhörer mehr hängen“, erklärt Joachim Hecker. Die Erwachsenen wissen dieses Konzept zu schätzen, wie die Rückmeldungen zeigen.
Aber auch Kindern möchte Hecker die wundersame Welt der Wissenschaft näher bringen. Sein Erfolgsrezept heißt „Heckers Hexenküche“ in der täglichen Kindersendung „Lilipuz“. Dabei wecken Experimente im Radio das Interesse der Kinder für Naturwissenschaften.
Mit Begeisterung führt er uns während des Vortrags einige der Versuche vor. So brennt im Hörsaal zuerst ein Zehn-Euro-Schein, ohne zu verbrennen. Anschließend sitzen wir da und versuchen Spaghettis zu teilen. Doch die Nudeln brechen jedes Mal in mehr als zwei Teile. „Warum ist das so?“, wollen wir wissen. Joachim Hecker klärt uns auf: „Weil sich die Schwingungen so stark überlagern. Deshalb dürfen Soldaten auch nicht im Gleichschritt über eine Brücke laufen, die könnte sonst einstürzen.“ Wie uns das im Alltag weiterhelfen kann, ist uns nicht so ganz klar. Faszinierend war es trotzdem. Und außerdem könne Wissen, wie Joachim Hecker so schön sagte, schließlich nie schaden.
Simone Müller