In einer historischen Umbruchphase
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Dienstag, 16. Juli 2013
Onlinejournalismus
Für einen Gastvortrag zum Thema „Wandel der Öffentlichkeit und des Journalismus – warum Journalismusforschung immer wichtiger wird “ kehrte Prof. Dr. Klaus Meier an den Mediencampus zurück. Selbst die Journalismus-Studierenden, die Klaus Meier nicht mehr als Dozent erleben durften, kennen ihn. Denn sein Lehrbuch „Journalistik“ ist eine wichtige Lektüre in der Einführungsvorlesung der Erstsemester. In den Jahren 2001 bis 2009 hatte er die Studiengänge Online-Journalismus und Wissenschaftsjournalismus mit aufgebaut, bevor er erst nach Dortmund und schließlich an die Katholische Universität Eichstätt wechselte. Dort hat er einen Lehrstuhl für Journalistik inne.
Als Auftakt für die Präsentationen der Semesterprojekte aus den Journalismus-Studiengängen referierte Klaus Meier über den Wandel der Öffentlichkeit und des Journalismus, führte aber auch aus, warum Journalismusforschung immer wichtiger wird. Zuvor jedoch verriet er den Zuhörern, dass er der Hochschule Darmstadt noch immer tief verbunden sei, vor allem die Entwicklungen und Aktivitäten am Mediencampus verfolge er mit Interesse. „Es tut sich sehr viel hier am Campus“, stellte Klaus Meier fest. Zur aktuellen Situation im Journalismus, vor allem im Hinblick auf den digitalen Wandel, urteilte der Professor: „Wir haben eine Umbruchphase, die einen historischen Charakter hat.“ Das Internet sei weit mehr als ein neues Medium. „Die Digitalisierung geht über das Internet hinaus“, erklärte er den Anwesenden im Hörsaal unter der Aula. Beispiele hierfür seien neue Produktionsbedingungen, Endgeräte und Formen des Vertriebs in allen Medienbereichen.
Auch den NSA-Spionageskandal, der durch den Informanten Edward Snowden enthüllt wurde, sprach Meier an. Medien müssten sich in solch einem Fall positionieren: Held oder Verbrecher? Unverständnis hatte Meier für die Positionierung der Bild-Zeitung, die in einem Kommentar deutlich wurde: Darin beschrieb der Autor, dass Snowden für ihn kein Held sei. „Whistleblower brauchen Öffentlichkeit“, so Meier, der betonte, wie wichtig es sei, auf Missstände hinzuweisen. Diese Öffentlichkeit herzustellen und Transparenz in die gesellschaftlichen Verhältnisse zu bringen, sei Aufgabe des Journalismus.
Im abschließenden Teil seines Vortrages ging Klaus Meier auf die Bedeutung der Forschung für den Journalismus ein. Besonders wichtig für die Redaktionen sei Transferforschung, also dass Forschungsergebnisse Impulse für die journalistische Praxis setzen sollen. Auch in den Studiengängen sollte Transferforschung eine wichtige Rolle spielen. Dies wurde beispielsweise von zwei Master-Studierenden an der Katholischen Universität Eichstätt bereits umgesetzt. Bewusst hatten sie sich gegen eine Leserbefragung einer Tageszeitung entschieden, „die danach in einer Schublade landet“, wie Meier sagt. Stattdessen gründeten sie einen Leserrat, der zwei Wochen lang die Tageszeitung analysierte und aufschrieb, was ihnen aufgefallen war. Diese Ergebnisse wurden dann der zuständigen Redaktion in einem Workshop mitgeteilt, die dann diskutieren konnte, welche Verbesserungen umgesetzt werden sollten. Dieses Vorgehen wurde wiederholt, sodass eine Qualitätsverbesserung erzielt werden konnte. Nur wenige Studiengänge in Deutschland arbeiteten auf diese Weise, neben dem Eichstätter gelte dies auch für den Master Medienentwicklung der h_da.
(Fotos: Corinna Schuster)